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Rechtschreibfrage
dl Meine Deutschlehrerin, Fräulein Stutzer, hat unsere Klasse mit ungelauntem Gesicht angeschaut und gesagt: Ihr seid ein Nagel zu meinem Sarg. Sagt sie so einfach zu 13jährigen Kindern. Die Deutschlehrerin Singer sagte mir 1997, man solle doch die Groß- und Kleinschreibung abschaffen, denn die sei so mühsam zu unterrichten. Will sagen: Deutschlehrer und Kultusbeamte haben ihre Mühe mit der Rechtschreibfrage. (Zur beruflichen Zufriedenheit meine ich: Wenn ihr Beruf ihnen so wenig Freude bereitet, können sie doch etwas anderes Nützliches machen: Taxi fahren, Erdbeeren ernten, Spargel stechen. Oder mal richtig über die Rechtschreibung nachdenken, so wie ich jetzt.) Rechtschreibung ist voll spannend: Mit rund 80 Zeichen den ganzen Kosmos unserer Sprache ausdrücken zu können, dabei noch die nötige Abgrenzung elegant und nützlich machen zu können: Wer Polizist werden will, muß Sprache und Rechtschreibung können: damit die Berichte verständlich und bei Gericht verwertbar sind. Ebenso, wer eine Prüfungsarbeit abgibt. Denn es geht darum, daß der Schreiber seine Gedanken so gut übertragen kann, daß der Leser überprüfen kann, ob er den Gedanken zustimmen will. Auch für Bedienunsanleitungen, Sachbücher, Fachbücher wäre es schön und wünschenswert, wenn sie gut lesbar sind. Und für die schöne Literatur sowieso. Bücher mit Fehlern drin sind jugendgefährdend. Und Fehler sind auch gar nicht nötig, weil es Leute gibt, die von Berufs wegen gute Rechtschreibung können. So wie Piloten und Fluglotsen von Berufs wegen Luftsicherheit können. Da muß man sich ja auch nicht einmischen und sagen: Flugzeuge sind deshalb schlecht, weil ihre Bedienung für den Laien viel zu kompliziert ist. Genausowenig sollen sich Schreibanfänger und Kultuspolitiker bei der Rechtschreibung einmischen, die für sie anfangs noch zu knifflig ist. Wer eine umfangreiche Sprache mit Nebensätzen und seltenen Wörtern nervig findet, hat bei uns durchaus die Wahl: Er kann ohne weiteres z.B. eine Zeitung kaufen mit großen Bildern drin und kurzen Sätzen. Aber er sollte nicht den Schulkindern den Weg verbauen, mit guter Sprachbeherrschung einen Beruf erlernen zu können, bei dem es auf genaues Denken, Gedankenübermitteln und Zusammenarbeiten ankommt. Deutschland ist ein Hochlohnland nicht nur deshalb, weil es kluge, fleißige, einfallsreiche Ingenieure hat, sondern auch, weil es eine genaue Sprache hat, mit der die Gedanken vom einen Menschen auf den anderen übertragen werden können. Die Antwort auf die Rechtschreibfrage fällt klar aus:
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